Wir über uns
Unser Wohnprojekt besteht seit 1991. Begonnen haben wir zu viert, zwei Paare um die 40, mit gemeinsamen Vorstellungen und Zielen für ein Wohnprojekt:
- ein Haus, das Intimsphäre schützt und sogleich Offenheit signalisiert
- Gemeinschaftsbesitz mit gemeinsamer Gestaltung von Haus und Garten, da Form und Inhalt Ausdruck eines Ganzen sind
- Leben und Wohnen unter ökologischen Gesichtspunkten, d.h. in Verbundenheit miteinander und mit der Natur
- Schaffen weiteren Wohnraumes für freundschaftliches, generationsübergreifendes Miteinander
- Einbindung in den Ort; Teilhabe am kulturellen Leben .
Diese Ziele aus der „Gründerzeit“ haben im realen Leben unserer Gruppe natürlich Entwicklungen und Veränderungen erfahren; aktuell befinden wir uns gerade wieder in einer
Phase des intensiven Austauschs zur „Standortbestimmung“.
Die Lebens- und Wohnform, die wir uns
vorstellten, erforderte passende bauliche Formen.
Wir fanden ein Grundstück von 7000m² in Dorum mit einem
zweistöckigen, sehr heruntergekommenen Wohnhaus, Baujahr 1902, und
einer alten Scheune.
Wir wohnten gemeinsam im alten Haus; die alte Scheune wurde abgetragen
und auf diesen Platz das „Haus im Haus“ errichtet:
Über drei Wohneinheiten bauten wir ein zweischiffiges industrielles
Gewächshaus, so entstand ein großer gemeinsamer Wintergarten mit drei
Terrassen.
Durch die Pflanzen bestehen optische Abtrennungen. Akustisch und
gefühlsmäßig ist die Situation eher offen.
Mit der Erschließung neuen Baulandes
in Dorum „expandierte“ unsere Gemeinschaft im Jahr 2000 durch den Kauf
eines benachbarten Grundstücks. Aus den Räumen des ehemaligen
Architekturbüros „Glashaus Dorum“ wurde eine Wohnung.
Zur Zeit wohnen wir zu 10 Personen ( 6 Frauen, 3 Männer und ein Kind )in 6 Wohneinheiten auf 2 Grundstücken.
Vor der ersten Wohnung im Glashaus,
das direkt an das alte Wohnhaus anschließt,, befindet sich ein großer
Essplatz mit einem Tisch, an dem wir zum gemeinsamen wöchentlichen
Essen alle Platz finden. Das ist der zentrale Treffpunkt und Ort der
Kommunikation, an dem wir z.B. freitags gemeinsam essen.
Da uns dieses Ritual wichtig ist, wird es im Winter wechselweise in die
Wohnungen verlegt; dort ist es dann zwar enger, dafür aber wärmer.
Das Dachgeschoss im alten Haus ist zu einer Gästewohnung für
Freundinnen, Freunde und Verwandten geworden.
Als schöne Konsequenz des langjährigen gemeinsamen Wohnens öffnen sich
Freundschaften leicht und werden häufig zu gemeinsamen; Raum für Gäste
ist daher in unserem Projekt kein Luxus, sondern Bedingung.
Natürlich waren die ersten zwei oder
drei Jahre geprägt vom Aufbau. Wir planten gemeinsam und setzten
gemeinsam um. Wir waren orientiert an Sachen und absorbiert durch
unsere Berufe und viele Arbeitsstunden für Häuser, Grundstück und
Garten.
Was wir gemeinsam zustande gebracht haben, festigte die Gemeinschaft
und gab Energie für weiteres.
Zur Öffnung nach außen – deren
Rückwirkung nach innen einen Teil unserer Entwicklung als Gruppe
ausmacht - gehören gemeinsame Feiern, sommerliche Kulturveranstaltungen
wie Konzerte oder Lesungen, die in unsere Gewächshausatmosphäre passen.
Diese Veranstaltungen erfordern einen
Konsens, gemeinsames Vor- und Nachbereiten mit Kopf und Hand und
ermöglichen uns neue Kontakte und Erfahrungen.
Wir erleben dabei einerseits, wieviel eine Gruppe auf die Beine stellen
kann, wenn Energie und Kreativität sich vervielfachen und
andererseits, dass wir die Herausforderung, nicht im grünen
Inselleben zu verharren, auch brauchen.
Wie sieht es aktuell „innen“ aus?
(Oder: „Nichts ist perfekt, aber vieles ist gut.“)
Inzwischen sind wir in einer Phase, in
der Sachzwänge weniger werden.
Es gibt Arbeiten und Aufgaben, die sich wiederholen - das Gartenjahr
kommt eben zuverlässig und regelmäßig -, sie zu verteilen, ist eine
Sache von Erfahrungen, Talenten und Vorlieben.
Für die sächlichen Notwendigkeiten wie Kostenregelungen oder
Neuanschaffungen haben wir uns gemäße Formen der Absprachen gefunden.
Das brauchte eine Zeit der Erprobung und des offenen Austausches. Da
wir zu Eigentümerinnen und Eigentümern und Mieterinnen und Mietern hier
wohnen, gilt auch diesbezüglich, dass Regelungen des Miteinanders in
Hinblick auf Verantwortlichkeiten gefunden werden.
Durch unsere Freitagsessen und Wohnprojekttreffen gelingt es uns, eine
gewisse Transparenz darüber herzustellen.
In den vielen Jahren, in denen wir
diese Lebensform erfolgreich miteinander gestalten, gab es einige
personelle und persönliche Veränderungen; neue Mitbewohnerinnen und
Mitbewohner kamen mit ihrer Geschichte und ihren Ideen; unser Anspruch
besteht darin, Veränderung als Chance zum Lebendigbleiben wahrzunehmen.
Und die individuelle Freiheit?
(oder: „Getrennt aufstehen, aber gemeinsam aufräumen“)
Wir haben viel Platz auf unseren
beiden großen Grundstücken und in unseren Wohnungen. Notwendige
Rückzugsbereiche sind vorhanden und werden reichlich genutzt; unser
Leben ist nicht zu vergleichen mit den WGs der 70er Jahre.
Das Gerangel um den Platz im Badezimmer oder der Streit um den Abwasch
ist kein gruppendynamisches Thema, sondern findet – wie in jeder mehr
oder weniger bürgerlichen Familie – eben dort statt.
Unsere Form der Gemeinsamkeit wächst nicht aus einem ständigen
Zusammensein, sondern aus den Möglichkeiten dazu. Dass diese
Möglichkeiten vielfach genutzt werden, belebt und bedingt die
Gemeinschaft; nur durch Austausch findet Beziehung statt.
So existieren unterschiedlich intensive Freundschaftsbeziehungen
zwischen einzelnen sowie themen- oder geschlechtsabhängige Interessen
und Aktionen.
Das Besondere ist, dass Kontakt bei Bedarf leicht möglich ist, da
jede(r) einzelne die grundsätzliche Bereitschaft mitbringt, für jede
und jeden ansprechbar zu sein.
Die älteren unter uns beginnen darüber
nachzudenken, wie das
Miteinander im Alter aussehen kann; für diesen Bereich schießen in
vielen Regionen Projekte aus dem Boden, und wir werden uns informieren
und orientieren.
In wieweit Freiheit in der Gruppe zu
persönlicher Entwicklung beiträgt, kann nur jede und jeder von uns
individuell beantworten.
Ob ich Glück in gemeinsamer Gartenarbeit erfahre oder in der
Gewissheit, dass es kein Freitagsessen ohne köstlichen Nachtisch gibt,
ist sicher eine Frage der persönlichen Vorlieben.
Diese sind es auch, die uns eine hohe gegenseitige Toleranz
abverlangen; dafür erhalten wir Nähe, Verbindlichkeiten und
verlässliche Beziehungen auch in Phasen, in denen Geben und Nehmen
nicht ausbalanciert sein können.
Unsere Anschrift: Glashaus-Dorum,
Poststraße 26, 27639 Wurster Nordseeküste / Dorum
Oder per Mail an: frage(at)glashausdorum.de
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